Bohrungen Schwarzbach

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Seit rund fünf Jahren fördert Rhein Petroleum in Riedstadt-Goddelau im hessischen Ried heimisches Erdöl. Ab Juni 2023 untersucht das Unternehmen mit der Erschließungsbohrung „Schwarzbach 2“, ob sich im Umfeld des aktuellen Förderfelds noch weitere erdölführende Schichten befinden. Hierfür hat Rhein Petroleum bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 die bergrechtliche Genehmigung erhalten und anschließend den Platz für die künftigen Bohrungen vorbereitet. Der Bohrplatz schließt sich direkt an die bestehende Förderanlage an der Starkenburger Straße an.

Zuerst wurde der Oberboden fachgerecht abgetragen und zur späteren Wiederverwendung am Rand gelagert. Die zentrale Fläche des Bohrplatzes wurde asphaltiert und wie bei einer Tankstelle komplett abgedichtet. Ein großer Vorteil ist, dass die Bohrung in den bestehenden Förderbetrieb eingegliedert und Teile der Infrastruktur des Förderplatzes genutzt werden können, wie etwa die Stromversorgung oder die bestehende LKW-Zufahrt.

Zuerst wurde senkrecht in die Tiefe gebohrt, ehe die Bohrung in südwestliche Richtung abgelenkt wird, um das definierte Bohrziel in rund 1.700 Metern Tiefe in den Pechelbronner Schichten zu erreichen. Das Erdölverkommen, das Rhein Petroleum erschließt, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Strukturen, aus denen das Unternehmen seit 2018 bereits dauerhaft heimisches Erdöl fördert.

Die vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigte und überwachte Bohrung besteht aus mehreren teleskopartig ineinander liegenden Rohren. Jedes einzelne, der nach unten im Durchmesser immer geringer werdenden Rohre wird mit hochdichtem Spezialzement fest umschlossen, sodass der oberste, trinkwasserführende Bereich durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt ist. Nach Erreichen des Bohrziels wurden bohrlochgeophysikalische Messungen in der Tiefe vorgenommen anhand dessen erkennbar ist, ob und wieviel Erdöl sich in den porösen Sandsteinen befindet. Die Messungen haben bestätigt, dass die Bohrung ölfündig ist. Im Anschluss folgt nun ein Fördertest, um die Ergiebigkeit der Bohrung zu testen.

Bei einer wirtschaftlichen Fündigkeit der Bohrung „Schwarzbach 2“ ist geplant, die bestehende Erdölproduktionsanlage zu nutzen, um das geförderte Öl aufzubereiten und dann – wie bisher auch – mit Lkws in die nahe gelegene Raffinerie nach Karlsruhe zu transportieren.

Am 26.06.2023 veranstaltete Rhein Petroleum einen „Nachmittag des offenen Bohrplatzes“. Interessierte Bürgerinnen und Bürger waren zwischen 15:00 Uhr und 20:00 Uhr eingeladen, sich über das Projekt und die Technik vor Ort zu informieren. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nahmen die Gelegenheit begeistert wahr, über den Bohrplatz geführt zu werden und Fragen zu stellen.

Für die Dauer der Bohrung ist am Bohrplatz ein Informationscontainer mit Dokumenten und Materialien rund um die Themen Erdölsuche, Förderung und Raffination eingerichtet. Bereits im Mai 2022 hatte Rhein Petroleum eine Bürgerinformationsveranstaltung organisiert.

Zur Historie: Zum Abschluss der erfolgreichen Probebohrung „Schwarzbach 1“ in Riedstadt-Goddelau (Start 31. Januar 2015) ist Rhein Petroleum Ende März auf Erdöl gestoßen. Das Ölfeld befindet sich in einer Tiefe von rund 1.700 Metern in den porösen Sandsteinen der Meletta- und Pechelbronner Schichten. Aus diesen Schichten wurden im benachbarten Stockstadt am Rhein bereits von 1952 bis 1994 über acht Millionen Barrel Öl gefördert.

Der Erdölfund in Riedstadt war für Rhein Petroleum ein wichtiger Meilenstein und das Ergebnis mehrjährigen Arbeit. Das Unternehmen hatte zwischen Oktober 2011 und März 2012 auf einer Fläche von rund 245 Quadratkilometern mit seismischen Messungen den Untergrund im Hessischen Ried erkundet. Anhand der dadurch erstellten dreidimensionalen Karte der geologischen Untergrundstrukturen wurde unter anderem das nun fündige Bohrziel ausgemacht. Mit dem Fund in Goddelau wurde das geologische Modell von Rhein Petroleum erstmalig in der Praxis bestätigt.

Am 11. März 2016 hat die Anlage „Schwarzbach“ die Testförderung aufgenommen. Nach mehr als 20 Jahren wurde erstmalig wieder heimisches Erdöl aus dem hessischen Ried gefördert. Im Anschluss wurde 12 Monate getestet, wie viel Erdöl sich im Untergrund befindet, und ob sich eine Förderung wirtschaftlich lohnt.

Aufgrund positiver Ergebnisse hat Rhein Petroleum anschließend die bergrechtliche Bewilligung und einen Betriebsplan zur Dauerförderung beim Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Wiesbaden beantragt. Die Genehmigung zur Förderung von Erdöl wurde zum 1. Januar 2018 für 27 Jahre erteilt.