Förderung

Aus der Tiefe nach oben

Erdöllagerstätten zu erreichen ist keine einfache Aufgabe. Einerseits führt der Weg von der Oberfläche zur Lagerstätte durch viele, hunderte Meter dicke Gesteinsschichten, und andererseits liegt die Lagerstätte zwangsläufig nicht senkrecht unter dem Bohransatzpunkt mit dem Bohrturm. Daher können sowohl Vertikal- als auch sogenannte Horizontalbohrungen (abgelenkte Bohrungen) dazu dienen, die Erdöllagerstätte zu erreichen. Insbesondere mit Hilfe von Horizontalbohrungen, die erst in der Tiefe in die Lagerstätte gelenkt werden, wird die Anzahl der Bohrplätze deutlich verringert. Von einem Ort können so mehrere Bohrungen vorgenommen werden, wodurch auch der Eingriff in die Natur auf ein Minimum reduziert wird.

Primärförderung
Wurde eine Erdöllagerstätte angebohrt, hängt die angewandte Fördermethode von den natürlichen Druckbedingungen in der Lagerstätte sowie von der Zähigkeit des Öls ab. Dünnflüssiges unter hohem natürlichem Druck stehendes Erdöl steigt normalerweise ohne weiteres Zutun von allein im Förderstrang des Bohrlochs auf. Lässt der natürliche Lagerstättendruck mit der Zeit nach, ist das Öl zähflüssiger oder von Beginn an kein ausreichender Druck vorhanden, so unterstützen moderne Tiefpumpen die Aufwärtsbewegung des Öls. Früher waren dies vielfach die sogenannten Pferdekopfpumpen.

Sekundärförderung
Mit nachlassendem natürlichem Druck in der Lagerstätte sinkt der Anteil des produzierten Öls, während der geförderte Wasseranteil kontinuierlich steigt. Dieses Wasser wird mittels einer separaten Bohrung wieder in die Lagerstätte zurückgepumpt. Da Öl leichter ist als Wasser, wird das noch vorhandene Erdöl in der Lagerstätte vom Wasser quasi vor sich her nach oben in den Förderstrang geschoben und von Pumpen zutage gefördert.

Tertiärförderung
Um die Förderung einer Lagerstätte weiter zu erhöhen, gibt es sogenannte tertiäre Fördermethoden. Eine Methode ist, die Zähigkeit des Öls durch Erwärmung mit Wasserdampf herabzusetzen, so dass es sich leichter vom umgebenden Gestein löst und somit gefördert werden kann. Das Öl wird sozusagen aus den Poren des Gesteins gewaschen. Trotz dieser Maßnahme wird die Förderung irgendwann versiegen. Mit der heutigen Technik können etwa 50 bis 60 Prozent des in einer Lagerstätte vorhandenen Erdöls gefördert werden. Der Rest wird in den feinen Poren des Speichergesteins festgehalten und bleibt zurück. Noch vor 20 bis 30 Jahren lag diese Quote gerade mal bei 25 Prozent. Künftige technologische Innovationen können möglicherweise noch weitere Mengen an Öl zugänglich machen. Schätzungen bezüglich des voraussichtlichen Zeitpunkts des Versiegens der Weltölvorräte haben sich auch aus diesem Grund immer wieder als falsch erwiesen.

Der Wahrheit auf der Spur – keine Hohlräume durch Erdölförderung
Beim Abbau von Kohleschichten und Salzlagen entstehen im Erdboden Löcher, sogar ganze Gang- und Höhlensysteme, in denen Radlader oder Lastwagen fahren können. Solche Öffnungen werden zum Teil wieder verschlossen, indem die eingebauten Verstrebungen entfernt oder darüber liegende Schichten geplant abgesenkt werden. So ist es auch zu der verbreiteten Vorstellung gekommen, dass die Förderung von Erdöl ähnliche unterirdische Hohlräume hinterlasse. Diese Vorstellung ist jedoch falsch! Öl schwimmt oder sammelt sich nicht in einem unterirdischen Teich oder See, sondern ist eine Flüssigkeitsansammlung in durchlässigem Speichergestein. Nach der Förderung von Erdöl bleiben daher keine Hohlräume zurück. Das Öl befindet sich im Speichergestein in winzigen Poren, etwa zwischen den Körnern eines ölführenden Sandsteins. Anders als beim Kohlebergbau bleibt das Speichergestein bei der Förderung von Erdöl im Boden. In die porenfeinen Hohlräume, denen das Erdöl entzogen wurde, drängt in der Regel Tiefenwasser (Sole) nach. Bei der Ölförderung kommt es daher zu keiner Destabilisierung des Untergrundes.

Rhein Petroleum Erdölförderanlage Schwarzbach 1 bei Riedstadt, Hessen

Erdölförderung - Aus der Tiefe bis zur Verladung:

1. Förderpumpe

2. Wärmetauscher (kühlt oder erwärmt Rohöl je nach Witterung)

3. Trennbehälter mit Lagerkammern für Öl, Lagerstättenwasser und Gas

4. Tankwagen-Abfüllstation für Öl und Lagerstättenwasser

 

Weitere Hilfsaggregate:

5. Förderpumpenantrieb

6. Hochtemperaturverbrennungsanlage für nicht nutzbares Gas

7. Heizzentrale (falls Rohöl zu kalt)

8. Ölkühler (falls Rohöl zu heiß)

9. Propangastank für Heizzentrale und Pilotflamme

10. Regenwasserabscheider (Coalescer)

11. Regenwassersammeltank

 

Erläuterung:

Mit dem Rohöl werden meist geringe Mengen Gas und Lagerstättenwasser mitgefördert. Das Gas wird in der Regel für die Heizanlage genutzt und das salzige Lagerstättenwasser (Sole) per Tanklastwagen zur Entsorgung gebracht.