Pressemitteilung

vom 23.06.2016

Rhein Petroleum startet Bohrung „Hofwiese 1“ in Graben-Neudorf

Heidelberg/Graben-Neudorf – Seit diesem Donnerstag (23.06.2016) wird in Baden-Württemberg wieder nach Öl gebohrt. Das Heidelberger Unternehmen Rhein Petroleum startete bei Graben-Neudorf eine Probebohrung unter dem Namen „Hofwiese 1“, die Aufschluss darüber bringen wird, ob sich förderungswürdige Mengen an Erdöl im Untergrund befinden. Es handelt sich aktuell um die einzige Erdölbohrung in Baden-Württemberg. 

Sechs bis acht Wochen wird die Bohrung dauern, die in einer Tiefe von bis zu 1.800  Metern endet. Dafür wurde im Kammerforst an der alten B35 ein fußballfeldgroßer Bohrplatz eingerichtet und in den vergangenen Tagen eine rund 35 Meter hohe Bohranlage aufgebaut. Wie bei einer Tankstelle ist der Platz komplett abgedichtet, sodass nichts in den Untergrund oder ins Trinkwasser gelangen kann. 

Zuerst wird etwa 400 Meter senkrecht in die Tiefe gebohrt, ehe die Bohrung leicht in nordwestliche Richtung abgelenkt wird, um diejenigen Schichten im „Unteren Tertiär“ zu erreichen, in denen Rhein Petroleum förderungswürdige Mengen an Erdöl zu finden hofft. Alles in allem hat die Bohrung eine Länge von etwa 2.300 Metern. 

Das Bohrziel wurde infolge umfangreicher seismischer Untersuchungen als vielversprechend definiert. Im Jahr 2012 hat das Heidelberger Unternehmen auf einer Fläche von rund 280 Quadratkilometern mit seismischen Messungen den Untergrund rund um Karlsruhe untersucht. Anhand der dadurch erhaltenen dreidimensionalen Karten mit erkennbaren Strukturen des Untergrunds ließen sich Hinweise auf Ölvorkommen unter anderem bei Graben-Neudorf ableiten. Ob sich tatsächlich noch Erdöl im Untergrund befindet, lässt sich verlässlich nur durch eine Probebohrung nachweisen, die nun gestartet ist. 

„Wir befinden uns mit der Probebohrung im Umfeld früherer Erdölfelder“, erklärt Dr. Michael Suana, Geschäftsführer der Rhein Petroleum. In Graben und Huttenheim wurde bis in die 1960er Jahre und in Leopoldshafen bis in die 1980er Jahre Erdöl gefördert. Dank gegenüber früher moderneren Aufsuchungs- und Fördermethoden hofft Rhein Petroleum, zukünftig wieder heimisches Erdöl fördern zu können. 

Wie läuft die Probebohrung ab? Rund 100 Meter pro Tag wird die Bohrung voranschreiten. Abgedichtet wird die Bohrung abschnittsweise mit mehreren teleskopartig ineinander gelegten Rohren. Jeder Abschnitt wird für sich einzementiert. Somit ist der obere Teil der Bohrung mit mehreren Schichten Stahl und Zement abgedichtet. Der Durchmesser der nach unten hin immer enger werdenden Verrohrung beträgt am Bohrziel kaum 18 Zentimetern. 

Am Bohrziel angelangt, zeigt es sich dann, ob in den porösen Sandsteinen des „Unteren Tertiärs“ tatsächlich Erdöl vorhanden ist. Ist dies der Fall, wird Rhein Petroleum eine Probeförderung vorbereiten, anhand derer die Ergiebigkeit des Ölvorkommens geprüft werden kann. Über einen Zeitraum von bis zu mehreren Monaten würden die Förderraten gemessen, um daraus abzuleiten, ob sich eine wirtschaftliche Gewinnung lohnen könnte. „Zuerst müssen wir aber die Bohrergebnisse sorgfältig auswerten. Bei planmäßigem Vorankommen rechnen wir dann mit der Aufnahme der Testförderung im Herbst dieses Jahres“, erklärt Suana. 

Was bereits heute feststeht: „Das Öl aus dem Oberrheingraben hat eine hervorragende Qualität. Es ist leicht, schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen“, erklärt Suana. Daher eignet es sich ausgesprochen gut für die industrielle Weiterverarbeitung und die Herstellung etwa von Medikamenten, Kosmetika oder Kunststoffen. Suana: „Das heimische Erdöl ist ein wichtiger Rohstoff, der eigentlich viel zu schade zum Verbrennen ist.“ Für den Rhein Petroleum-Geschäftsführer gibt es neben der exzellenten Qualität des heimischen Erdöls noch einen weiteren wichtigen Aspekt, warum es sinnvoll ist, in Deutschland Erdöl zu suchen und wenn möglich zu fördern. „Vor Ort gefördertes Erdöl hat eine bedeutend bessere CO2-Bilanz als importiertes Erdöl, das erst tausende von Kilometer nach Deutschland zurücklegen muss. Wenn wir in Graben-Neudorf fündig werden ist die Strecke zur Raffinerie nach Karlsruhe nur wenige Kilometer weit.“ Aktuell werden rund drei Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdöls auch in Deutschland gefördert. 

Rhein Petroleum hat bereits in Hessen (Riedstadt) und gemeinsam mit der Wintershall in Bayern (Unterallgäu) Probebohrungen erfolgreich durchgeführt und befindet sich dort in der Testförderung. Das Unternehmen beschäftigt sich ausschließlich mit konventioneller Erdölförderung. Bei konventioneller Förderung handelt es sich um die Förderung von Erdöl, das sich in porösen und durchlässigen Gesteinen angesammelt hat. Es wird der natürliche Auftrieb des Öls genutzt und mit einer Pumpe unterstützt.

Um interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zu geben, sich in Graben-Neudorf vor Ort über die Arbeiten zu informieren, hat Rhein Petroleum einen Informationscontainer direkt am Bohrplatz aufgestellt. Außerdem wird es Anfang Juli einen Bürger-Nachmittag mit Führungen über den Bohrplatz geben. 

Heidelberg, 23.06.2016

 

Rhein Petroleum startet Bohrung „Hofwiese 1“ in Graben-Neudorf