Bohrung Steig 1

Der Produktionstest der Bohrung Steig 1 in Weingarten und die sich anschließende vorläufige Auswertung der Daten haben die Wirtschaftlichkeit des Ölfunds nachgewiesen. Insgesamt ist auf einer Gesamtmächtigkeit von insgesamt rund 150 Metern Ölvorkommen in den Sandsteinen des Untergrunds entdeckt worden. Der Test hat die notwendigen Daten und Informationen für die nächste Phase der Entwicklung des Felds geliefert, sodass nun mit den Planungen zu möglichen weiteren Schritten begonnen werden kann – unter anderem werden weitere Bohrungen angestrebt, um das Feld mit den Ölreserven umfassend zu entwickeln.

Zur jüngeren Historie: Im Frühsommer 2019 wurde in Weingarten (Baden) wieder nach Erdöl gebohrt. Im Gewann „Bronnloch“ unweit des Baggersees hatte sich Rhein Petroleum zum Ziel gesetzt, mit der Erkundungsbohrung „Steig 1“ ein bereits seit den 1950er Jahren bekanntes Erdölvorkommen neu zu erschließen. Dieses befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Erdölfeld „Weingarten“, aus dem bis in die 1960er Jahre Erdöl gefördert wurde.

Die Erkundungsbohrung erfolgte von einem Bohrplatz im Gewann Bronnloch aus, zwischen Baggersee und der Bundesstraße 3, im nördlichen Teil der Gemarkung Weingarten. Dafür wurde im „Bronnloch“ ein knapp ein Hektar, großer Bohrplatz eingerichtet, zum Einsatz kam eine rund 39 Meter hohe Bohranlage. Wie bei einer Tankstelle wurde der zentrale Bereich des Bohrplatzes um das Bohrloch herum komplett abgedichtet. Rund vier Wochen hat die im Juli 2019 erfolgreich abgeschlossene Bohrung gedauert, die in einer Tiefe von 900 Metern in den sogenannten Pechelbronner Schichten endete.

Zuerst wurde rund 50 Meter senkrecht in die Tiefe gebohrt, ehe die Bohrung abgelenkt wurde, um diejenigen Schichten im „Unteren Tertiär“ zu erreichen, die in Folge umfangreicher seismischer Untersuchungen als vielversprechend definiert wurden. Denn im Jahr 2012 hatte Rhein Petroleum auf einer Fläche von rund 280 Quadratkilometern mit seismischen Messungen den Untergrund im Landkreis Karlsruhe untersucht. Anhand der dadurch erhaltenen dreidimensionalen Karten mit erkennbaren Strukturen des Untergrunds ließen sich Hinweise auf Ölvorkommen unter anderem bei Weingarten ableiten.
Rund 150 Meter pro Tag schritt die Bohrung voran. Abgedichtet wurde die Bohrung abschnittsweise mit mehreren, teleskopartig ineinander gelegten Rohren. Jeder Abschnitt wurde für sich einzementiert. Somit wurde der obere Teil der Bohrung mit mehreren Schichten Stahl und Zement abgedichtet. Der Durchmesser der nach unten hin immer enger werdenden Verrohrung beträgt am Bohrziel kaum 18 Zentimeter.
Während der Bohrphase gab es vor Ort neben dem Kieswerk an der Zufahrt ins Bronnloch einen Informationscontainer mit Erläuterungen zum Projekt und Informationen rund um das Thema Erdöl.

Am Bohrziel angelangt, zeigte sich im Juli 2019, dass es in den porösen Sandsteinen der Pechelbronner- sowie der Meletta-Schichten Erdöl gibt. Daher schlossen sich nach der Probebohrung Kurztestphasen an, um die Zuflusshorizonte zu testen.
Im Zuge dessen wurde unter anderem überprüft, wie ergiebig die Ölreserven in den Sandsteinen im Untergrund sind. Außerdem wurden zahlreiche Daten erhoben, etwa zur Entwicklung des Lagerstättendrucks und zur Qualität des Öls. All diese Daten und gewonnenen Erkenntnisse wurden im Nachgang der Testförderung ausgewertet und mit Daten aus der Seismik und den ehemaligen Bohrungen in Weingarten,
Untergrombach und Büchenau aus den 1950er Jahren abgeglichen. Das Ergebnis: Die Wirtschaftlichkeit des Ölfundes ist gegeben und es wird eine wirtschaftliche Förderung des heimischen Rohstoffs angestrebt.

Unmittelbar nach Abschluss der Bohrung wurde die Bohranlage im Bronnloch abgebaut, und auf dem Gelände ist seither nur noch der fest verschlossene Bohrabschlusskopf und ein Aufenthalts-Container verblieben. Ein Solarpanel versorgt Sensoren im Bohrloch mit Strom, über die weitere Daten zur Lagerstätte gesammelt werden.

Für eine spätere Ölförderung, ist geplant, die Produktionsanlage südlich des Gewanns Bronnloch, etwa auf Höhe der Betriebsgebäude der Kiesgrube, zu installieren. Das Erdöl würde von dort aus per Tanklastwagen zur Raffinerie nach Karlsruhe transportiert.

Aktuell wird das bergrechtlichen Genehmigungsverfahren für die weitere Entwicklung der Lagerstätte vorbereitet. Auf Basis der in der Bohrung Steig 1 erhobenen Daten – unter anderem durch mehrere Druckaufbaumessungen – soll die weitere Erschließung der Lagerstätte nun rund 1 km südlich der Bohrung Steig 1 östlich des Kieswerkes erfolgen. Im Rahmen des üblichen Betriebsplanverfahrens werden von der Landesbergdirektion in Freiburg alle Träger öffentlicher Belange beteiligt – dazu gehören neben den Behörden auch die Gemeinden Weingarten und Bruchsal, der regionale Wasserversorger sowie die Naturschutzverbände.

Dieses Genehmigungsverfahren ist vergleichbar mit dem Verfahren zur erfolgten Erkundungsbohrung „Steig 1“: Diese wurde im Rahmen eines bergrechtlichen Betriebsplan- und Wasserrechtsverfahrens unter Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eingehend geprüft. Beteiligt wurden u.a. die Gemeinden, die Wasser-, Umwelt- und Naturschutzbehörde des Landratsamts Karlsruhe sowie die Regierungspräsidien Karlsruhe und Freiburg. Die Stellungnahmen der Behörden, regionalen Naturschutzverbände und -gruppen, des regionalen Wasserversorgers sowie der Gemeinde Weingarten und der Stadt Bruchsal flossen in die Nebenbestimmungen der Betriebsplanzulassung ein, die von Rhein Petroleum entsprechend umgesetzt werden. Dem Verfahren ging eine Umweltverträglichkeitsvorprüfung voraus.

Rhein Petroleum hatte sich in diesem Zuge zu einem Grundwassermonitoring zur Beweissicherung freiwillig selbstverpflichtet. D.h., vor Beginn der Arbeiten zum Wege- und Bohrplatzbau wurden zwei Grundwassermessstellen im unmittelbaren Abstrom des künftigen Bohrplatzes gebohrt und beprobt. Erst dann durften die Bauarbeiten beginnen. Im weiteren Verlauf wurde das Grundwasser zweimonatlich beprobt. An der Ausarbeitung des Monitoringprogramms hat neben der Unteren Wasserbehörde des Landratsamts Karlsruhe auch der regionale Wasserversorger mitgewirkt

Für die Bohrung im Bronnloch wurden im August 2018 Zäune zum Schutz für Amphibien und Reptilien aufgebaut. Diese Maßnahmen wurden vor Baubeginn erweitert. Sowohl auf dem rund einen Hektar großen Platz im Bronnloch als auch auf dem unbefestigten Zufahrtsweg zum Bohrplatz wurden zusätzliche Zäune aufgestellt und Amphibientunnel eingebaut. Insgesamt schützten rd. 1.500 Meter Zaun die Amphibien, die aus dem Kraichgau zu den Laichgewässern hin und wieder zurückwandern.

Elementarer Teil der Arbeit von Rhein Petroleum ist eine offene und transparente Information. So wurden im Vorfeld der Arbeiten zwei Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung organisiert: Im Jahr 2018 in Weingarten und im Frühjahr 2019 in Untergrombach.
Am 4. Juni 2019 veranstaltete Rhein Petroleum darüber hinaus einen Bürger-Nachmittag für die interessierte Bevölkerung. Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren und sich die Arbeiten vor Ort anzuschauen. Im Mittelpunkt standen Führungen über den Bohrplatz, die von Mitarbeitern der Rhein Petroleum geleitet wurden.